Stuttgarts Schulwege unsicher – Eltern fordern Trendwende

  • Schulwege rund um Stuttgarter Grundschulen sind unsicher – zugeparkte Kreuzungen als massives Problem
  • Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr nochmals verschlechtert
  • Grundschule Gablenberg, Schwabschule und Vogelsangschule besonders unsicher
  • Eltern fordern von Stadt Trendwende für sichere Schulwege

Die von der Stadt empfohlenen Schulwege zu den Stuttgarter Grundschulen sind unsicher. Grund dafür sind insbesondere falsch parkende Autos in Kreuzungen sowie unzureichend gesicherte Baustellen auf Fußwegen.

Das ist das Ergebnis des diesjährigen Schulweg-Checks, den die Initiative Kidical Mass durchgeführt hat. Dafür hat sie an einem Morgen die von der Stadt empfohlenen Wege zu 13 Stuttgarter Grundschulen unter die Lupe genommen. Kurz vor Schulbeginn hat sie dabei insgesamt 166 schwerwiegende Parkverstöße und andere vermeidbare Gefahrenstellen dokumentiert. Im Vergleich zu den Ergebnissen des Vorjahrs (74 Gefahrenstellen auf 10 Schulwegen) hat sich die Situation damit deutlich verschlechtert. 

Besonders schlecht schnitten die Schulwege rund um die Grundschule Gablenberg (S-Ost), die Schwabschule und die Vogelsangschule (beide S-West) ab. Auf die über 70 Stuttgarter Grundschulen hochgerechnet, geht die Initiative von täglich vielen hundert Gefahrenstellen auf den Schulwegen im Stadtgebiet aus.

Falsch geparkte Fahrzeuge versperren Kindern auf dem Weg zur Schule den Laufweg und behindern die Sicht. Kinder können die Fahrbahn nicht einsehen und werden auch nur schwer gesehen. Daran ändern auch Poller nichts, die oftmals ignoriert werden wie hier an der Gutbrodstraße in S-West zu sehen ist.

Flächendeckendes Problem

„Stuttgart hat ein flächendeckendes Problem mit der Sicherheit seiner Schulwege“, sagt Nikolai Worms, einer der Initiatoren der Aktion. Grundschülerinnen und -schüler sollen möglichst selbstständig und sicher zur Schule kommen können – zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad. „Gerade die von ihr selbst empfohlenen Schulwege sollte die Stadt Stuttgart zuverlässig freihalten“, so Worms. Die Ergebnisse des Schulweg-Checks legen nahe, dass die bisherigen Bemühungen der Stadt ihr Ziel verfehlen.

Stadt soll Trendwende einleiten

„Angesichts der ernüchternd großen Zahl an Gefahrenstellen und den sich daraus ergebenden Gefahren steht die Politik gegenüber den Kindern in der Pflicht“, ergänzt Ulrike Stoll von der Kidical Mass Stuttgart. Sie findet es gut, dass schon viel für die Verkehrserziehung der Kinder getan wird. Ein ähnliches Engagement der Stadt wünscht sie sich aber auch für freie Schulwege: „Wir fordern deshalb den Oberbürgermeister dazu auf, hier gemeinsam mit den zuständigen Stellen schnell tätig zu werden und wirksame Maßnahmen umzusetzen, um eine Trendwende einzuleiten.“

Trauriger Spitzenreiter: Rund um die Vogelsangschule in Stuttgart-West wurden 26 Gefahrenstellen auf den von der Stadt empfohlenen Schulwege gezählt.

Selbstständigkeit fördern

Die Initiative Kidical Mass unterstreicht, dass der selbstständig zurückgelegte Schulweg ein wichtiger Beitrag für die kindliche Entwicklung ist. Wenn der Schulweg zu Fuß, mit dem Roller oder dem Rad zurückgelegt wird, werden wichtige Kompetenzen wie Orientierung und Verantwortungsgefühl gefördert. Kinder, die sich vor dem Unterricht an der frischen Luft bewegen, können sich besser konzentrieren. Treffen sie ihre Freundinnen und Freunde auf dem Schulweg, festigen sie ihre sozialen Kontakte. Kinder, die schon vor dem Schulhaus miteinander quatschen, sind nachher zudem aufmerksamer im Unterricht.

Allerdings passieren 25 Prozent aller Unfälle im Straßenverkehr von Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 14 Jahren entweder wochentags zwischen 7 und 8 Uhr oder zwischen 15 und 16 Uhr – also auf dem Schulweg.

Besonders gefährliche Situationen entstehen durch falsch abgestellte Autos, die den direkten Überweg blockieren. Sie zwingen Kinder auf die Fahrbahn auszuweichen. Zu sehen ist der von der Stadt empfohlene Fußweg zur Jakobschule auf der Schlosserstraße im Heusteigviertel.

Unterstützung für Verbesserung der Lage

Die Initiative Kidical Mass bietet der Stadt ihre Mithilfe für eine Verbesserung der Lage an, zum Beispiel stellt sie gerne die erhobenen Daten zur Verfügung. Zudem könne die Stadt für die Umsetzung der Maßnahmen möglicherweise eine Förderung aus dem Landesprogramm Movers beantragen. Auf Nachfrage vermittelt die Kidical Mass gerne auch Gespräche mit Eltern der betroffenen Schulen.

Hintergrund 
Auf den vom Amt für öffentliche Ordnung empfohlenen Wegen zu 13 ausgewählten Stuttgarter Grundschulen wurden am 9. und 10. Oktober zwischen 7 und 8 Uhr morgens insgesamt 166 gefährliche Situationen dokumentiert. Das zehn Personen umfassende Team der Initiative Kidical Mass nahm dabei die Wege zu folgenden Grundschulen unter die Lupe. Die dokumentierten Gefahrenstellen sind in den Links zu finden:

S-Nord: Pragschule mit 7 Gefahrenstellen
S-Feuerbach: Bachschule mit 7 Gefahrenstellen
S-Vaihingen: Österfeldschule mit 10 Gefahrenstellen
S-Mitte: Jakobschule mit 14 Gefahrenstellen
S-Ost: Ameisenberg- & Grundschule Ostheim mit 14 Gefahrenstellen
S-Süd: Marienschule und Lehenschule mit 14 Gefahrenstellen
S-Ost: Grundschule Gaisburg mit 17 Gefahrenstellen
S-Möhringen: Riedseeschule mit 17 Gefahrenstellen
S-West: Schwabschule mit 19 Gefahrenstellen
S-Ost: Grundschule Gablenberg mit 21 Gefahrenstellen
S-West: Vogelsangschule mit 26 Gefahrenstellen

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Die Schulwegpläne der Stadt finden Sie hier. Die Ergebnisse des #SchulwegChecks22 finden Sie hier.

3 Kommentare

  1. auch in Bad Cannstatt lief der Check, wobei die Lutherschule vergleichsweise gut abschnitt. Hier auf dem Seelberg hat sich das ständige Insistieren auf Verkehrsberuhigung wohl schon ausgezahlt.

    1. Stimmt, aber die Initiativen dazu gingen nie von der Verwaltung aus; jede Gehwegnase in Bad Cannstatt wurde eingefordert; auch der signalgeregelte Überweg über die Waiblinger Straße im Zuge der Kreuznacher Straße war eine Idee aus der Bürgerschaft.

  2. In Cannstatt gibt es tatsächlich viele Verbesserungen durch die Gehwegnasen. Leider ist es aber so, dass diese oft direkt daneben auf der Fahrbahn zugeparkt werden und dami5 die Sicht für querende Kinder / Fußgänger versperren. Der Ordnungsdienst muß hier kategorisch handeln. Eigentlich sollte abgeschleppt werden wegen Verkehrsgefährdung.

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