Schulweg-Check 2022:
Stuttgarter Grundschulwege sind unsicher

Zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November

Etliche von der Stadt empfohlene Schulwege zu den Stuttgarter Grundschulen sind unsicher. Grund dafür sind falsch parkende Autos in Kreuzungen sowie unzureichend gesicherte Baustellen auf Fußwegen. Das ergab ein Schulweg-Check an zehn Stuttgarter Grundschulen, der von der Initiative Kidical Mass Stuttgart im Stuttgarter Stadtgebiet durchgeführt wurde. Auf den Schulwegen dieser Grundschulen wurden kurz vor Schulbeginn 74 schwerwiegende Parkverstöße und Gefahrenstellen dokumentiert.

„Die Ergebnisse sind besorgniserregend, weil die Stadt ja genau diese Fußwege als sicher empfiehlt. Die Realität sieht aber leider anders aus. Grundschülerinnen und Grundschüler sind auf ihren Schulwegen jeden Tag mit gefährlichen Situationen konfrontiert, von denen ein Großteil vermeidbar ist“, sagt Nikolai Worms von der Kidical Mass Stuttgart. Das Amt für Öffentliche Ordnung stellt zwar für fast alle Stuttgarter Grundschulen einen Schulwegplan zur Verfügung, der Eltern und Kindern dabei helfen soll, einen sicheren Weg zur Schule zu finden. Doch wie der Schulweg-Check zeigt, sind diese Wege in der Praxis aufgrund falsch geparkter Autos und schlecht gesicherter Baustellen unsicher.

Parken in der Kreuzung gilt als ein schwerwiegender Parkverstoß – hier auf dem Schulweg zur Jakobschule an der Kreuzung Dobelstraße und Sonnenbergstraße in S-Mitte.

„Wenn die Verwaltung diese Schulwege empfiehlt, dann muss sie auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür sorgen, dass die Wege frei bleiben und das Anrecht der Kinder auf einen sicheren Schulweg gewährleistet wird“, so Jörg Dittmann vom VCD Stuttgart, der einen der Schulwege dokumentiert hat. Die Initiative Kidical Mass regt deshalb bauliche Verbesserungen an, um die Wege verlässlich freizuhalten. Sitzwürfel, Poller und Fahrradabstellplätze in Kurven sind günstige und einfach umsetzbare Maßnahmen, die die Sicherheit der Schulwege sofort verbessern. Für die Umgestaltung empfiehlt die Initiative das Modell der ‚Frankfurter Kreuzung‘. Der Vorschlag der Kidical Mass für bessere und sichere Schulwege fügt sich in die eigene Agenda der Stadt ein, die seit Mitte 2021 das Projekt der Schulwegpläne fortführt. Zudem unterstützt das Land solche baulichen Verbesserungen mit bis zu 50 Prozent.

 Unzureichend beschilderte 
Baustelle auf dem Schulweg zur Pragschule ohne Umleitung – hier im oberen Abschnitt der Wolframstraße

Bis bauliche Maßnahmen greifen, sollte die geltende Rechtslage konsequent umgesetzt werden. Dazu gehört auch eine bessere Baustelleneinrichtung und morgens dort abzuschleppen, wo auf den Schulwegen Gefahr droht. Nach Angaben des Amtes für Öffentliche Ordnung gelten im Kreuzungsbereich abgestellte Fahrzeuge als ‚schwerwiegender Parkverstoß‘, der in der Regel eine Abschleppung zur Folge hat. Dieses Vorgehen solle die Stadt dann auch offensiv kommunizieren.

Parken auf dem Gehweg in der Bandkellerstraße – hier verläuft der empfohlene Schulweg zur Bachschule in S-Feuerbach

Der aktuelle Zustand verstößt aus Sicht der Initiative gegen die Kinderrechte, deren Förderung sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben und auch in einem eigene Kinderaktionsplan festgehalten hat. Stuttgart hat die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet. „Wir bieten der Stadt unsere Mithilfe für eine Verbesserung der Lage an“, sagt Worms. Wenn gewünscht, stünden Eltern aus dem Umfeld der besagten Schulen für Gespräche mit dem Amt für Öffentliche Ordnung und der Stuttgarter Kinderbeauftragten bereit.

Neben der Sicherheit der Kinder betont die Initiative Kidical Mass zudem, dass der selbständig zurückgelegte Schulweg ein wichtiger Beitrag für die kindliche Entwicklung ist. Wenn der Schulweg zu Fuß, mit dem Roller oder dem Rad zurückgelegt wird, werden wichtige Kompetenzen wie Orientierung und Verantwortungsgefühl gefördert. Kinder, die sich vor dem Unterricht an der frischen Luft bewegen, können sich besser konzentrieren. Treffen sie ihre Freundinnen und Freunde auf dem Schulweg, festigen sie ihre sozialen Kontakte. Kinder, die schon vor dem Schulhaus miteinander quatschen, sind nachher zudem aufmerksamer im Unterricht. 

Auf den Schulwegen der untersuchten Grundschulen wurden 74 Gefahrenstellen gefunden. Trauriger Spitzenreiter ist die Martin-Luther-Schule in Bad Canstatt mit 15 dieser Stellen.

Hintergrund zur Durchführung des Schulwege-Checks:
Auf den vom Amt für öffentliche Ordnung empfohlenen zehn ausgewählten Stuttgarter Grundschulen wurden am 14. und 15. November zwischen 7 und 8 Uhr morgens insgesamt 74 gefährliche Situationen dokumentiert. Das zehn Personen umfassende Team der Initiative Kidical Mass nahm dabei die Wege zu folgenden Grundschulen unter die Lupe. Die dokumentierten Gefahrenstellen sind in den Links zu finden:

•    S-Nord: Pragschule mit 4 Gefahrenstellen
•    S-Mitte: Jakobschule mit 7 Gefahrenstellen
•    S-Vaihingen: Österfeldschule mit 7 Gefahrenstellen
•    S-Ost: Ameisenbergschule und Grundschule Ostheim mit 8 Gefahrenstellen
•    Feuerbach: Bachschule mit 9 Gefahrenstellen
•    S-Süd: Marienschule und Lehenschule mit 10 Gefahrenstellen 
•    S-West: Schwabschule mit 14 Gefahrenstellen
•    Bad Canstatt: Martin-Luther-Schule mit 15 Gefahrenstellen

Die Schulwegpläne der Stadt finden Sie hier.

Ein Kommentar

  1. S-West
    Auf der Vogelsangstraße (vom Rewe abwärst) zum unteren Zugang der Vogelsangschule, wäre wenigstens ein Zebrastreifen von nöten, damit die Kinder ohne Gefahr die Seite wechseln können. Dank Elterntaxis und ungebremstem Verkehr ist da oft nur erschwertes drüberkommen.

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