­Mehr Gefahrenstellen auf Stuttgarter Schulwegen – Eltern fordern Stadt zum Handeln auf

  • Jährlicher SchulwegCheck der Kidical Mass Stuttgart: Ergebnisse verschlechtern sich drittes Jahr in Folge – 196 Gefahrenstellen dokumentiert
  • Besonders unsicher sind Schulwege zur Vogelsangschule, Ameisenberg- und Grundschule Ostheim und Marienschule
  • Zugeparkte Kreuzungen sind massives Problem
  • Eltern fordern mehr “Stuttgarter Ecken” und an Schulzeiten orientierte Verkehrsüberwachung

Die von der Stadt empfohlenen Schulwege zu den Stuttgarter Grundschulen sind unsicher. Die meisten Gefahrenstellen entstehen durch falsch geparkte Autos in Kreuzungen.

Das ist das Ergebnis des Schulweg-Checks 2024 der Kidical Mass Stuttgart. Dafür haben die freiwilligen Schulweg-Checker der Initiative an einem Oktobermorgen zwischen 7 und 8 Uhr die von der Stadt empfohlenen Wege zu 13 Stuttgarter Grundschulen unter die Lupe genommen. Kurz vor Schulbeginn wurden dabei insgesamt 196 schwerwiegende Parkverstöße und andere vermeidbare Gefahrenstellen wie etwa schlecht abgesicherte Baustellen festgehalten. Im Vergleich zum Vorjahr (166 vermeidbare Gefahrenstellen auf 13 Schulwegen) hat sich die Situation damit deutlich verschlechtert.

Besonders schlecht schnitten die Schulwege rund um die Grundschulen Ameisenberg & Ostheim (S-Ost), die Marienschule (S-Süd), die Schwabschule sowie die Vogelsangschule (S-West) ab. Auf die über 70 Stuttgarter Grundschulen hochgerechnet, geht die Initiative von täglich hunderten Gefahrenstellen auf den Schulwegen im Stadtgebiet aus. Dieses düstere Bild wird von der diesjährigen Aktion „Achtung, Schulweg!“ der Stuttgarter Zeitung bestätigt. Dabei hatten Stuttgarter Eltern rund 1.300 Gefahrenstellen im Umfeld von Grundschulen im gesamten Stadtgebiet gemeldet.

Falsch geparkte Fahrzeuge versperren Kindern auf dem Weg zur Schule den Laufweg und behindern die Sicht. Kinder können die Fahrbahn nicht einsehen und werden auch nur schwer gesehen. Das Foto zeigt den von der Stadt empfohlenen Fußweg zur Schwabschule in Stuttgart-West.

Stadt tut zu wenig für die Sicherheit von Schulwegen

Die Initiatoren halten der Stadt vor, Kinder und deren Eltern mit den Gefahren auf dem Schulweg allein zu lassen. „Die Stadt empfiehlt Kindern und Eltern diese Wege, tut aber zu wenig dafür, sie sicher zu machen und zuverlässig freizuhalten“, sagt Nikolai Worms von der Kidical Mass. Schülerinnen und Schüler hätten ein Anrecht auf einen sicheren Schulweg. “Die Stadt sollte sich konsequent zur Anwältin ihrer jüngsten Bürgerinnen und Bürger machen”, so Worms.

Flächendeckendes Problem – Eltern fordern Stadt zum Handeln auf

„Stuttgart hat ein flächendeckendes Problem mit Gefahrenstellen auf den Schulwegen“, ergänzt Ulrike Stoll von der Kidical Mass. Das zeige der SchulwegCheck. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die Wege sicherer zu machen: Schulstraßen, freie Kreuzungen und Überwege, Straßen ohne Durchgangsverkehr in Wohngebieten, Fahrradstraßen und Tempo 30. Positive Ansätze sieht die Initiative in dem Pilotprojekt der sogenannten „Stuttgarter Ecken“, bei denen Kreuzungen mit Pollern abgesichert werden. Diese müssten nun verstetigt und stadtweit umgesetzt werden.

Trauriger Spitzenreiter: Rund um die Vogelsangschule in Stuttgart-West Checker*innen 30 Gefahrenstellen auf den von der Stadt empfohlenen Schulwegen.

Verkehrsüberwachung an Schulzeiten ausrichten

Das größte Problem für die Sicherheit der Schulwege sind die vielen Kreuzungen, die regelwidrig von Falschparkenden zugestellt sind. “Daran ist die Stadt nicht unschuldig, denn vor Schulbeginn kontrolliert sie kaum”, so Worms. Die intensivsten Kontrollen gegen Parkverstöße führt sie erst am Vormittag durch, wenn die Kinder längst auf der Schulbank sitzen, wie eine Auswertung der Kidical Mass zeigt. Deshalb schlägt die Initiative vor, den Schwerpunkt der Verkehrsüberwachung auf die Zeit zwischen 6 und 8 Uhrzu legen und sich dabei auf das nähere Umfeld der Schulen zu konzentrieren.

Selbstständigkeit fördern

Der selbstständig zurückgelegte Schulweg ist ein wichtiger Beitrag für die kindliche Entwicklung. Wenn der Schulweg zu Fuß, mit dem Roller oder dem Rad zurückgelegt wird, werden wichtige Kompetenzen wie Orientierung und Verantwortungsgefühl gefördert. Kinder die ihre Freunde bereits vor dem Unterricht treffen und sich an der frischen Luft bewegen, sind nachher aufmerksamer im Unterricht.

Allerdings passieren 25 Prozent aller Unfälle im Straßenverkehr von Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 14 Jahren entweder wochentagszwischen 7 und 8 Uhr oder zwischen 15 und 16 Uhr – also auf dem Schulweg

Besonders gefährliche Situationen entstehen durch falsch geparkte Autos in Kreuzungen, die das Queren der Fahrbahn erschweren und wichtige Sichtachsen blockieren. Die Stadt ist nicht unschuldig an diesem Zustand, denn früh morgens kontrolliert sie kaum. Das Foto zeigt den von der Stadt empfohlenen Fußweg zur Vogelsangschule in Stuttgart-West.

Unterstützung für Verbesserung der Lage

Die Initiative Kidical Mass bietet der Stadt ihre Mithilfe für eine Verbesserung der Lage an, zum Beispiel indem sie die erhobenen Daten zur Verfügung stellt. Zudem könne die Stadt für die Umsetzung der Maßnahmen möglicherweise eine Förderung aus dem Landesprogramm Movers beantragen. Auf Nachfrage vermittelt die Kidical Mass gerne auch Gespräche mit Eltern der betroffenen Schulen.

Hintergrund 

Auf den vom Amt für öffentliche Ordnung empfohlenen Wegen zu 13 ausgewählten Stuttgarter Grundschulen wurden an einem Morgen im Oktober zwischen 7 und 8 Uhr morgens insgesamt 196 gefährliche Situationen dokumentiert. Das zehn Personen umfassende Team der Initiative Kidical Mass nahm dabei die Wege zu folgenden Grundschulen unter die Lupe. Die dokumentierten Gefahrenstellen sind in den Links zu finden:


S-Nord: Pragschule mit 15 Gefahrenstellen
S-Feuerbach: Bachschule mit 8 Gefahrenstellen
S-Vaihingen: Österfeldschule mit 15 Gefahrenstellen
S-Mitte: Jakobschule mit 15 Gefahrenstellen
S-Ost: Ameisenberg- & Grundschule Ostheim mit 24 Gefahrenstellen
S-Süd: Marienschule mit 18 Gefahrenstellen
S-Ost: Grundschule Gaisburg mit 14 Gefahrenstellen
S-Möhringen: Riedseeschule mit 4 Gefahrenstellen
S-West: Schwabschule mit 20 Gefahrenstellen
S-Ost: Grundschule Gablenberg mit 15 Gefahrenstellen
S-West: Vogelsangschule mit 30 Gefahrenstellen
S-West: Falkertschule mit 11 Gefahrenstellen

Der gesamte Thread mit allen Ergebnissen kann hier gelesen werden.

Die Schulwegpläne der Stadt finden Sie hier. Die Ergebnisse der zurückliegenden SchulwegChecks finden Sie hier: 20222023.